Samstag, 25. Januar 2014

Widerstrebender Winter - oder: Neue Jahre - Unbeschriebene Blätter

Hinter jedem Blatt und jeder Blüte, dünkt mich, stecke ein Engel, der mir meinen Mut erhielte.

Philipp Otto Runge








Während eines widerstrebenden Winters, der keiner sein mag, und auf den nach seinem lichtlosen Kollegen des vorangegangenen Jahres auch niemand so recht Lust verspürt, gemahnt mich eine innere Stimme meiner Versäumnisse. Wieder einmal hat sich ein Jahreswechsel sehr schnell vollzogen, nachdem es gelungen schien, während der Weihnachtstage für einen kurzen Augenblick die Zeit anzuhalten. Immer fällt es mir schwer, Weihnachten ziehen zu lassen, räume erst nach dem Lichtmesstag, wenn die Dunkelheit dann endlich doch zu weichen beginnt, die letzten Sterne ab, während doch spätestens mit der Neujahrsnacht die letzten leisen, Frieden beschwörenden Töne verklungen sind und eine kollektiv verkaterte Gesellschaft sich wieder griesgrämig ihren zumeist alles andere als friedlichen Tagesgeschäften zugewandt hat. Nun ließe sich entgegenhalten, dass dieselbe in ihrer gewohnten Aktion zu beobachten erträglicher sei, als in der vorangegangenen Scheinheiligkeit, und dass alles nur eine Frage der Gewöhnung darstelle. Mein Sich-nicht-gewöhnen-wollen: Eine Untugend, die sich einst hätte auswachsen müssen? Zu spät! Und so bleibt mir, einen großen Schriftsteller zu zitieren, der mit vielen anderen Großen das Los teilt, mit seinem sehr eigenwilligen Stil nur von wenigen verstanden zu werden:

"Die Welt der Kunst und Fantasie ist die wahre, the rest is a nightmare."


Arno Schmidt wäre am 18.Januar 2014 hundert Jahre alt geworden, ein großer Katzenfreund übrigens - seine Frau Alice noch mehr -, was mich sehr für beide einnimmt.

Den Beweis für den Kunstsinn der samtpfotigen Stubentiger wiederum liefert mir mein Besuchskaterchen, welches, während ich dies beim Morgenkaffee schreibe, Mozartklängen lauschend vor sich hin schnurrend, sein ausgiebiges Vormittagsschläfchen hält.







Insgeheim komme ich ja nicht umhin, den Verdacht zu hegen, dass er mich mehr um Mozarts als um meinetwillen in meinem Dachdomizil aufsucht, was mich nicht stören soll, insofern ich Nutznießerin bin. Gib jedem sein persönliches Bargfeld!




Rückzugsorte - nah und fern - sind es, die helfen können, während arbeitsintensiver Tage verloren gegangene Energie nachzutanken. Ein solcher ist auch immer wieder das Kloster Maria Laach in der Eifel, dem in unserem LiteraturFreundIn-Blog bereits an früherer Stelle unter dem Titel Orte für die Suchenden ein Beitrag gewidmet ist.



Seine Lage in vulkanischer Umgebung am geheimnisumwitterten Laacher See, der sich durch rasch darüber hinwegziehende Wolkenschatten in immer wieder neuen Farbnuancen und Spiegelungen zeigt, lässt die Faszination jenes sakralen Ortes, dem ich in diesem Jahr einen "Dreikönigsbesuch" abstattete, nie weniger werden.





Erinnerungen an eine ungewöhnliche Begegnung zwei Jahre zuvor, als sich im ausklingenden Winter eine pfiffige Rötelmaus am Geo-Pfad ausgerechnet auf einem markanten Gesteinsbrocken aus schwarzer Schlacke in Szene setzte und mir jenes unvergessliche Bild bescherte.




So findet sich das eine oder andere Motiv zuweilen völlig unerwartet, während so manche gezielte Suche vergeblich endet.


Unter die überraschenden Motive wiederum fielen auch die frühen Mandelblüten in der Stadt, welche meiner Frühlingssehnsucht Vorschub leisten, und die ich nun teile, auf dass sie uns Boten des Engels seien, der - so der Maler - uns den Mut für kommende Tage erhalten helfen möge.




Mit herzlichen Grüßen und allen guten Wünschen für dieses noch junge Neue Jahr!

Bettine